Da das Thema Streuobstwiesen in Kreisen des Naturschutzes sehr häufig angesprochen wird und zudem viele Aktivitäten im Sinne des Naturschutzes auf den Lebensraum Streuobstwiese abzielen, möchte
ich diesen Begriff hier ein wenig erläutern.
Streuobstwiesen sind eine alte Kulturform des Obstanbaus, bei der in unregelmäßigen Abständen hochstämmige Obstbäume verschiedener Sorten und verschiedenen Alters auf dem Gebiet verteilt sind.
Zudem wird der Bereich unter den Obstbäumen als Grünland bewirtschaftet.
Da die oftmals alten Obstbäume verstreut auf dem Gelände stehen, spricht man von Streuobstwiesen.
Die Bewirtschaftung von Streuobstwiesen ist extensiv im Gegensatz zu der intensiv bewirtschafteten Monokultur der niederstämmigen Obstplantagen. Im Sinne des Landschaftsbildes sind alte Obstbäume
sicherlich eine Bereicherung und manchmal auch, wie im Markgräflerland, landschaftsprägend.
Mit den alten Streuobstwiesen wurden zudem früher auch alte Obstsorten gepflegt, deren Namen man heute nicht mehr in den Supermärkten findet. Apfelsorten wie „Holsteiner Cox“ oder „Goldparmäne“
sind nur noch wenigen Menschen ein Begriff. Alte Sorten haben zudem einen höheren Polyphenolgehalt und sind damit eher für Allergiker geeignet (weitere Infos zu alten Obstorten unter www.pomologen-verein.de).
Die Erhaltung und Pflege alter Obstbaumwiesen ist auch sehr im Interesse des Naturschutzes, da hier verschiedene seltene oder geschützte Pflanzen- und Tierarten ihrem Lebensraum finden.
Im Markgräfler Land sind die Streuobstwiesen Heimat (Brut- und Jagdrevier) des Steinkauzes, dem der NABU Lörrach ein eigenes Projekt widmet. Neben dem Steinkauz findet man in den Steuobstwiesen
auch Grünspecht, Wendehals, Wiedehopf, Gartenrotschwanz, und - besonders im südlichen Teil des Markgräflerlandes rund um den Tüllinger Berg - die Zaunammer.
In dem extensiv gepflegten Grünland unter den Bäumen, welches einmal oder zweimal im Jahr einer Mahd unterworfen wird, kann sich eine artenreiche Krautflora entwickeln. In den betreuten Gebieten
am Tüllinger Berg und im Markgräfler Land finden sich seltene Orchideen-Arten wie Bienenragwurz, Pyramidenorchis,, Weißes Waldvögelein und Sumpfwurz.
Insbesondere alte Apfelbäume beherbergen auf ihrer Rinde zudem verschiedeneste Flechten- und Moosarten.
Das vielfältige Pollen- und Nektarangebot der Obstbäume und Kräuter lockt zudem zahlreiche Bienen an, die wiederum die entscheidene Rolle bei der Bestäubung der Bäume spielen. Ein viertel der in
Europa vertretenen Bienenarten sind vom Aussterben bedroht. 47 der der bundes- bzw. landesweit als selten oder gefährdet eingestuften Wildbienenarten nutzen den Lebensraum
Streuobstwiese.
Andererseits spielen die Bienen eine essenzielle Rolle in der Sicherung der Lebensmittelproduktion. Sie übernehmen die Bestäubung vieler wichtiger Kulturpflanzen und haben daher auch ein starkes
ökonomisches Gewicht in der landwirtschaftlichen Produktion.
Alle die voher genannten Gründe sprechen eigentlich für die Fortführung dieser alten Form des Obstanbaus. Da Streuobstwiesen jedoch einer sehr arbeitsintensiven Pflege bedürfen, rechnet sich
diese Form der Bewirtschaftung für viele Landwirte nicht mehr. Ehemalige Streuobstwiesen liegen daher oftmals brach, werden nicht mehr gepflegt oder in andere landwirtschaftliche
Produktionsflächen umgewandelt.
Aus diesem Grunde setzt sich der NABU für den Erhalt und die Pflege der Streuobstwiesen ein. Die NABU-Gruppe Lörrach und der Landschaftserhaltungsverband (LEV) und weitere Organisationen
übernehmen im Markgräfler Land die Pflege von alten Streuobstwiesen.
NABU Lörrach