Wildbienen

die etwas anderen Bienen

Holzbiene an Platterbse Foto: NABU / Rolf Dietrich
Holzbiene an Platterbse Foto: NABU / Rolf Dietrich

In Deutschland sorgen neben den allseits bekannten Honigbienen über 500 verschiedene Wildbienenarten für die Bestäubung der Blütenpflanzen. Ohne diese unermüdlichen Blütenbesucher könnten Obstbäume keine Früchte und Blumen keine Samen bilden. Auch Gemüsepflanzen, z.B.: Tomaten, Gurken, Paprika, Zucchini, Melonen, und vieles mehr sind auf die Bestäuber angewiesen.
Nach der Bundesartenschutzverordnung sind alle heimischen Bienen geschützt (Hornissen übrigens auch!). Wildbienen sind keine geflüchteten Honigbienen, sondern deren wild lebende Verwandte, zu denen auch die in Deutschland bekannten rund 30 Hummelarten gehören.

Buckel Seidenbiene Foto: Peter Brixius
Buckel Seidenbiene Foto: Peter Brixius

Wildbienen leben im Unterschied zu Honigbienen meistens einzeln (Solitär-, Einsiedlerbienen) und nützen auf vielfältige Weise verschiedenste Lebensräume: Fugen und Spalten in alten Gemäuern, morsches Holz, hohle Stängel, Frassgänge anderer Holzbewohner, sandigen Boden, unbefestigte Feldwege + Hofflächen, selbst leere Schneckenhäuser werden manchmal genützt. Von diesen geeigneten, natürlichen Nistplätzen fehlen immer mehr. Weiterhin fehlt es am Nahrungsangebot. In Ziergärten mit kurz geschorenem Rasen, wie auch in der intensiv betriebenen Landwirtschaft (Gifteinsatz) finden sich immer weniger Nahrungspflanzen mit lebensnotwendigem Nektar und Blütenstaub.

Foto: NABU / Kathy Büscher
Foto: NABU / Kathy Büscher

Im Jahr 1997 wurden 52% der bekannten Wildbienen in die “Rote Liste“ aufgenommen. Auf einfachste Weise können wir die Lebensbedingungen für Wildbienen verbessern: Heimische Wildpflanzen dürfen in Gärten und Grünanlagen wieder wachsen (Verzicht auf Herbizide) und das Bereithalten/Bereitstellen von Nistmöglichkeiten. Diese können wir mit wenig Aufwand aus abgelagertem, unbehandeltem Hartholz (Eiche, Buche) selbst herstellen. In das beliebig große Holzstück werden Löcher von 2 – 8 mm Durchmesser gebohrt. Die Länge des Bohrers sollte ganz genützt werden, aber keineswegs ganz durchbohren. Die Bohrweiten von 3 – 6 mm sollten dabei überwiegen. Die Nisthilfen werden möglichst an einem sonnigen, trockenen Platz fest aufgehängt, andernfalls sind sie mit einem überstehenden, regenabweisenden Dach zu versehen. Weitere Details werden in Kürze in einer noch zu erstellenden Abhandlung Nistkästen/Nisthilfen aufgezeigt.

Ein Wildbienen-Hotel mit Schutzzaun Foto: Rolf Dietrich
Ein Wildbienen-Hotel mit Schutzzaun Foto: Rolf Dietrich

Die Nisthilfen für Wildbienen müssen nicht gepflegt/gereinigt werden, die Insekten säubern selbst. Im Winter müssen die Nisthilfen draußen bleiben, die Tiere sind nicht frostempfindlich!

Das Honigbienensterben (Parasiten, leichtfertiger Umgang mit Gift, Pestizide, u.a.) ist uns allen aus den entsprechenden Veröffentlichungen der Medien bekannt. Aber auch die Wildbienenpopulationen befinden sich durch Verlust von Lebensräumen und Nahrungsquellen im Rückgang. Dies alles sollte doch zum Nachdenken über die Spezies „Wildbienen“ anregen, die keineswegs stechfreudig sind (nur aus Notwehr stechen).

Daher können Nisthilfen auch ohne Bedenken auf dem überdachten Balkon aufgestellt werden.

Rolf Dietrich, NABU Lörrach